860 km später, der Linksverkehr ruft
Heute war es endlich soweit: der Startschuss für unser Motorradabenteuer 2025 auf den Inseln! Früh aus den Federn, Helm auf und dann 860 Kilometer nordwärts aus der Schweiz in Richtung Calais. Dabei haben wir sämtliche Klischees der Langstrecke erfüllt: Autobahn ohne Ende, endlose braune Getreidefelder bis zum Horizont auf der linken und rechten Seite des mehrspurigen Asphaltstreifens, viele Hügel die die Eintönigkeit auch nicht umformen können. Dann ein Thermometer das bis max. 29 Grad steigt und natürlich… Zahlstellen!
Ein Hoch auf diese Motorradfahrer-Disziplin an der Mautstation: rechts ranfahren, Handschuhe mühsam ausziehen, in gefühlt 35 Taschen herumfummeln, das Ticket suchen, die Masterkarte zücken, während hinter einem die folgenden Autos und ihre Fahrer langsam ungeduldig werden. Aber hey, Tradition muss sein! Man könnte die Motorradfahrer auch gratis durchfahren lassen wie das in Norwegen üblich ist.
Kurz vor Calais dann die spontane Planänderung: Wir sind ja viel früher dran und könnten eine frühere Fähre statt um 21:30 schon um 18:00 Uhr. Mich kümmert sich am Terminaleingang darum. Es klappt! Wir kriegen Zutritt auf die 18.00 h Fähre. Flexibilität ist auf so einer Reise das halbe Abenteuer. Auch die Lambus-App läuft heiss , schliesslich wollen wir die Ausgaben korrekt aufteilen ohne Taschenrechnerakrobatik. Bei uns ist es halt üblich, dass wenn man an die Tankstelle fährt einer zahlt aber beide Tanken. So geht das viel schneller. Nebeinander aufkollonieren und die Zapfsäule in die durstigen Tanköffnungen stecken.

Das erste Mal betrete ich britischen Boden
Mich war schon mehrmals da, aber für mich ist es nach der Überfahrt nach Dover soweit: Erstmals das Vorderrad und der Motorradstiefel gleichzeitig auf britischem Boden! Ein historischer Moment, wenn auch leicht überfordert, denn ab jetzt gilt es: Links halten! Klingt einfacher, als es nach 10 Stunden Fahrt tatsächlich ist. Die Kreisverkehre fühlen sich extrem komisch an. Auch die Geschwindigkeiten geben mir zu denken bis jetzt habe ich nur 30er , 40er und 50er Tafeln gesehen. Wenn das so weiter geht reichen 5 Wochen kaum.



Der Deal von Deal
Unser erstes Quartier liegt im Küstenstädtchen Deal – was für ein Deal! Das Waterfronthotel klingt luxuriöser als es ist. Die Handtücher erinnern eher an ein A3-Blatt als an Duschtücher.

Aber der Reihe nach: Wir checken ein und kriegen die Zimmer mit der Nummer 18 und 19. Wo liegen die? Klar doch unter dem Dachgiebel. Wir machen uns an den Aufstieg über uralte Teppiche mit den typischen Mustern der Vergangenheit. Dann kommt es: Mich will duschen, die Dusche im Zimmer gibt es hier leider nicht. Aber gleich neben meinem Zimmer ist die Etagendusche angegliedert. „Mich“ sucht den Lichtschalter und ruft nach Hilfe. Ich eile zur Etagendusche und klack, die Türe (mit Türschliesser) verrichten ihre Arbeit. Mein Schüssel und alles andere noch drin. Ich mit T-Shirt und Unterhose neben Mich auf dem Gang. Zur selben Zeit stellen wir fest, dass es Licht gibt aber die Dusche ausser Betrieb ist. Vielleicht ist das besser so, wer weiss wo das Wasser schon überall hingeflossen ist. Er schaut sich eine Etage weiter unten um und ja es gibt tatsächlich eine weitere Dusche, die funktioniert sogar, aber mit Einklemmgefahr für Männer mit 180cm und grösser.
Ich suche mit meiner spärlichen Kleidung die Reception auf, aber die ist einsam und verlassen. Wer gibt mir jetzt einen Zweitschlüssel? Ich versuche die Türe, wie man es in den Filmen sieht zu öffnen doch leider funktioniert das nicht. Die Nummer des Hotels kann ich auch nicht anrufen, denn das Handy ist ja auch inside. Aus einem verzweifelten Ansatz heraus fragen ich Mich nach seinen Schlüssel. Und siehe da die Nr. 18 und die Nr. 19 haben das gleiche Schloss. Wir vermuten mal das Hotel baut auf Einheitsschlösser.


Wir wollen nach dem Duscherlebnis noch was essen gehen aber vorher noch schnell die Geräte aufladen. Upps! Auch hier gibt es ein klitzekleine Problem mit unseren Zweipolsteckern. Die passen in den meisten Länder in die Dose nicht aber hier in Britannien. Wieder eine extra Wurst. Zum Glück finde ich an der verweisten Reception wenigsten einen Adapter, damit meine nächtliche Beatmung sichergestellt ist. Nützt ja nichts wenn man alles mitschleppt aber der Stecker nicht passt.
Das essen fasse ich kurz. FastFood auf der Strassenbank. Und jetzt mal schlafen und auf ein Frühstück hoffen.

