Der Apennin
Kurz vor Genua verlasse ich die „Autostrada“ und fahre über Land dem Hügelzug mit dem Namen Apennin entgegen. Schnell merke ich, dass hier kein Giro d’Italia vorbeigekommen ist und die Strassen in einem ziemlich leiden Zustand sind. Die Federbeine sind längstens auf „Soft“ eingestellt, was schon mal was heissen soll. Kurz gesagt die ersten Pässe sind eng, steil und schwierig zu befahren. Schlagloch an Schlagloch. Die Tafeln und das Navi zeigen erlaubte 90 km/h an. Ich habe keine Ahnung wer sowas in der Gegend gebacken kriegt, ich schleiche mit 30 mal mit 50 Stundenkilometer durch die italienischen Nationalparks.
Eines sei hier gesagt, die Gegend und die Aussicht ist vom Feinsten, doch ich komme nur sehr langsam voran. Die Schilder künden laufend Verengung, Unebenheiten und Frana an. Noch weis ich nicht was Frana heisst. Plötzlich schüttet es aus allen Kübeln und ich quartiere mich durchnässt in der Albergo Posta ein.
Am zweiten Tag gibt es auch mal Pässe mit einem glatteren Belag. Ich winde mich hinter einer Kawa und einer Ducati den Berg hoch. Die Fahrer sind mit feinstem Leder ausgerüstet und überall sind die Rossi-Kleber mit der 46 gut sichtbar. Die Piloten rutschen auf der Sitzbank hin und her und verlagern geschickt das Gewicht. Doch die GS mit Koffern und einem Fahrer mit Schuberth Helm lässt sich nicht so einfach abschütteln. Die hart gefederten Supersportler kämpfen mit den Unebenheiten der Strasse, während ich das Sofa schaukeln lasse. Kurzerhand entscheide ich einzugreifen und überholen den ersten der beiden und folge dem Frontmann ohne ein kleines Problem bis auf den Kulminationspunkt. Hart für die beiden!
Meine zweite Nacht verbringe ich in einer „Albergo“, wo eine schätzungsweise 80-jährige Wirtin das Zepter fest in der Hand hält. Ich nehme das Zimmer, obwohl es stark nach Schimmel riecht, vermutlich hätten mich ihre Blicke getötet, wenn ich NEIN gesagt hätte. Das Nachtessen verläuft ohne weitere Zwischenfälle. Mit dem Essen möchte ich auch gleich meine Unterkunft berappen, damit ich am Morgen früh los kann. Diese Entscheidung führt die etwas harsche Wirtin an meinen Tisch. Sie rückt den Stuhl zurecht und mustert mich von oben bis unten, bevor Sie mir den Zettel und den Stift rüberschiebt. Also versuche ich den Zettel korrekt auszufüllen und meine Personalien sowie die ID Nummer entsprechend auszufüllen. Nun schiebe ich die Schreibutensilien Richtung der „Alten“. Sie mustert mich wieder von vorne und schaut auf den Zettel. Dann nimmt Sie den Stift und schreibt die Nummer der ID genau über der von meiner nochmals hin. Nun scheint alles geklärt und ich kann die Rechnung per Karte bezahlen. Als ich um sechs Uhr früh das Zimmer verlasse und dem Ausgang entgegen steure, vernehme ich Geräusche aus der Bar. Ich gehe hin um den Schlüssel abzugeben. Vor mir steht die „Alte“ im Nachthemd und einem Kaffe in der Hand. Wenigstens fragt sich mich, ob ich auch einen Cappuccino haben möchte. Sofort bin ich dabei und schlürfe mit der Wirtin im Nachthemd den Kaffee an der Bar. Beim rausgehen will sie wissen wohin ich fahre, ich nenne ihr das erste Ziel den Paso della Tizziana. Schon wieder höre ich das Wort Frana, also ein Erdrutsch der eine Vollsperrung des Passes bedeutet. Routenänderung.
Die verschiedenen Asphaltbeläge die es in Italien gibt, sind schon verblüffend. Der aktuelle scheint mir meine Gummis wie mit einer Röstiraffel abzutragen.
Schon wieder treffe ich auf ein Verbotsschild auf meiner ausgesuchten Route. Es steht das heutige Datum dazu der Vermerk 07.00 – 20.00 Fira und der Dorfname. Das heisst doch Messe oder Ausstellung oder nicht? Also was soll das frage ich mich und fahre zum Dorf hoch. Was sehe ich da? Ein Markt mitten auf der Strasse zum Pass. Vollsperrung einer Passstrasse, wegen eines Marktes. Meine Navi hat auch keine andere Idee. Also Motor aus und einmal quer durch den Markt schieben. Motorstart und weiter gehts.
Fira heißt nicht Messe.
Fiera heißt Messe!!!!!!!
Danke für die Korrigenda! Halt ein Markt.