Ein Traum in Kurvenform
Der Colle del Nivolet in Italien liegt in etwa auf der Höhe vom viel bekannteren Col de l’Iseran in Frankreich. Wenn man die Luftlinie zwischen den beiden Pässen misst, stellt man höchstens 15 km Entfernung fest. Der Colle del Nivolet ist aber deutlich schwieriger zu erreichen, da dieser nur von der Südseite befahren werden kann. Naturschützer haben darauf bestanden, den Pass nicht mit Aosta zu verbinden, was ich sehr gut verstehen kann. Eine einzigartige beeindruckende Kulisse – der Nationalpark Gran Paraiso. Deshalb hat es wohl trotz der beachtlichen Höhe von 2’612 m.ü.M. solange gedauert, bis ich mir den Weg in den Nationalpark Gran Paraiso eingeplant habe.
Aber der Reihe nach. Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, gilt es rund 1’400 km Wegstrecke auf sich zu nehmen. In zwei Tagen ein ehrgeiziges Ziel, wie sich zeigen soll. Der Passknacker-Punkt Riale-Chärbäch liegt unmittelbar unterhalb vom Nufenenpass auf italienischem Grund und wartet seit Jahren geduldig auf seine Eroberung. Also nichts wie los und die Highlights zu einer Tour verknüpfen. Die Anfahrt über das Centovalli dauert ewig und der Starkregen macht es mir auch nicht gerade einfach. Wenigstens die Kleider halten den ganzen Tag dicht. Riale-Chärbäch liegt auf einer Hochebene umrundet von hohen Bergen. Mir scheint das Dorf liege am Ende der Welt. Schade! Viel kann man nicht erkennen, dichter Nebel und Regen verhindern jegliche Sicht auf die Bergkulisse. Der Wasserfall unterhalb von Riale ist ziemlich beeindruckend aber Wasser habe ich heute weiss Gott genug gesehen.
Entlang am Lago Maggiore hat es noch weitere interessante Punkte, die ich mir mal ansehen will. Also los, rechts abbiegen und einfach immer bergauf soweit es eine Strasse gibt. Imposante Häuser haben sich die reichen Italiener in die Hanglage gebaut. Hier treffe ich bei dem „Sauwetter“ auf andere Passknacker. Irgendwie sind wir doch alle „durchgeknackt“ , wer tut sowas bei ganztägigem Starkregen.
So, nach knapp 700 km im Regen habe ich nun auch genug und buche mir eine Loft etwas ausserhalb von Biella. Die Vermieter ein älteres, sehr nettes Ehepaar. Die beiden legen Wert auf Sauberkeit und viele Details, die sich in der ganzen Wohnung finden lassen. Die Loftwohnung steht mir nach einer ausgiebigen Einführung zur vollen Verfügung. Die GS kriegt einen trockenen Platz unter der Pergola. Über die Strasse finde ich auch noch etwas für zwischen die Zähne. Perfekter kann es wohl nicht sein, da sind wir uns schon auch anderes gewöhnt. Italien passt mir in dieser Hinsicht viel besser.
Wer sich die Unterkunft selber anschauen möchte, findet hier den passenden Link. Wirklich zu empfehlen die Dachwohnung für 60 Euro als Einzelnutzer. Auf jeden Fall habe ich die Gastfreundschaft der beiden sehr geschätzt, hätte ich die Sprache besser verstanden, wären wir vermutlich immer noch am Diskutieren. Nach dem hausgemachten und ausgiebigen Frühstück gehts nun los Richtung Colle del Nivolet. Schon lange freue ich ich auf diese Gelegenheit. Die Strasse führt nun 50 km ins Tal hinein und windet sich gekonnt dem Gipfel entgegen. Sehr tolle Gegend aber etwas besseres Wetter wäre hier angebracht. Die Strassenführung ein Traum aus Asphalt, die wenigen Autos lassen sich schon in der Anfahrt gut und problemlos überholen, je weiter ich dem Gipfel entgegenfahre umso breiter wird mein Grinsen unter dem Helm. Zwanzig Minuten bleiben mir auf dem Gipfel für ein paar Bilder, bevor der Regen wieder einsetzt und in einen Schneesturm endet. Die Temperatur fällt schnell auf 2.5 Grad und lässt mich ganz schnell die Griffheizung einschalten. Früher hätte ich über solche Features gelacht, heute nutze ich diese um kalte Finger zu vermeiden.
Über das Aosta Tal mit seinen versteckten Passstrassen geht es Richtung Grand Saint Bernard zurück in die Schweiz. Schön, was man bei Regen alles in zwei Tagen erleben kann.