Luxemburg, Belgien oder beides?
Ursprünglich steht im Raum alle Passknacker Punkte in Luxemburg anzufahren. Das Land ist dieses Jahr neu in die Wertung der passsüchtigen aufgenommen worden und eigentlich gut überschaubar mit nur 29 eher flachen Knackpunkten. Das Zielgebiet ist mit rund 470 km nicht allzu weit entfernt und zeitnah zu erreichen. Für mich ist diese Region bis dato völlig unbekannt und ich weiss kaum etwas über das Land und die Leute. Somit ist ein guter Grund gefunden, das Laptop aufzuklappen und die Navisoftware „Basecamp“ von Garmin zu starten. Nun heisst es die vielen Punke sinnvoll aneinander zu reihen und dies in möglichst kurzer Zeit.
Normalerweise ist es Michael, der im Normalfall die Dinge steigert. Aber diesmal bin ich der Grund für die geplante Programmerweiterung. Das macht doch keinen Sinn soweit hoch zu fahren, nur um die Luxenburger-Länderwertung in der Tasche zu haben, meine ich etwas überrascht. Belgien liegt nur einen Steinwurf entfernt im Westen. Mit zusätzlichen 76 Punkten eine ordentliche Länderwertung, auch wenn höhe Passübergänge gänzlich fehlen. Das gehört doch einfach zusammen und die Tour erhält den internen Codenamen „BELUX“. Im Klartext heisst das, wir wollen Belgien und Luxenburg komplett durchfahren und alle Punkte auf der Liste abhaken. Mein Vorhaben kommt gut bei Michael an. Aber wie zu erwarten war, findet er ebenfalls eine Modifikationsmöglichkeit, natürlich nach oben. Er findet zusätzlich, angrenzende Punkte zur geplanten Tour in Frankreich, Holland und Deutschland. Mir soll es Recht sein, die packen wir auch noch dazu. Heisst es nun BENELUX oder nur BELUX?
So machen wir uns am 12. September am späten Nachmittag auf den Weg Richtung Norden. Im Gepäck das gedruckte Roadbook mit den Details zu den etwas über 100 Punkten, welche es zu dokumentieren gibt. Spätabends erreichen wir die Unterkunft nur gerade 20 km von Luxenburg entfernt. Wir kommen am folgenden Donnerstag gut und flüssig voran und fahren durch bis zum Sonnenuntergang, einzig ein paar Tankstellen haben wir angefahren, damit die Triebwerke nicht verdursten müssen.
Am Freitag haben wir einen kurzen Arbeitstag hinter dem Motorradcockpit, dies sollte uns in Kürze bewusst werden. Nach dem Mittag ist es soweit, bei einem Links-Abbiegemanöver touchieren wir uns. Beide sind nicht in der Lage den immer schräger werden Horizont unter Kontrolle zu bringen, der Asphalt kommt unerbittlich näher. Gestürzt heisst dieses unschöne Verhalten. Glücklicherweise kriegen wir nur schmerzhafte Prellungen und Quetschungen ab. Wir fragen und gegenseitig ab ob alles noch dran ist. Glücklicherweise ist das so. Nicht auszudenken wenn…..
OK, etwas Material wurde ebenfalls dabei geschrottet. Das ungeplante Ereignis Namens „Glück im Unglück“ stoppt unmissverständlich unsere Weiterfahrt und zwingt und das Projekt abzubrechen.. Auf der Rückfahrt in die Schweiz machen sich die ersten Schmerzen, Verformungen und Verfärbungen an unseren betroffenen Körperstellen bemerkbar. Jetzt heisst es erstmals Wunden lecken.
Seit Wochen und Tagen regenerieren unsere Körper in Höchstform und machen aus Rot ein Blau und dann wieder ein Wechsel zu Grün-Blau, bevor die Haut wieder eine normale Farbe annimmt. Schmerzen kommen und gehen, verändern sich von Stechschmerz in einen dumpfen Schmerz und wieder von vorne. Michael kämpft mit Gefühlslosigkeit und Muskelzucken am Oberschenkel. Auch er kennt die Farbengeschichte und macht dies grossflächig kund.
Der zweite Versuch
Genau einen Monat ist es her, seit dem eindrücklichen (was für ein passendes Wort) Ereignis. Nun ist der REHA-Prozess abgeschlossen und jeder einzelne fühlt sich wieder fit für das Motorrad. Wir wollen das angefangene Belux-Projekt dieses Jahr zu Ende fahren.. Mit verseuchtem Gedankengut in die Winterpause zu gehen, ist keine Option für uns beide. Die Planung mit der Reststrecke wird zum zweiten Mal in Angriff genommen. Michael legt sich voll ins Zeug und organisiert für mich ein Demomotorrad beim Generalimporteur. Es ist sage und schreibe eine Super Tenère 1200 aus dem Hause Yamaha. Diese wird extra für mich vom Aussenlager abgerufen und zur Verfügung gestellt. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase passt das Ding richtig gut zu mir. Der Fahrstiel wird von Kurve zu Kurve etwas lockerer und flüssiger.
Aber das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, als nächstes wird ein Navigerät der neusten Generation, ein TOMTOM Raider an der Lenkerhalterung eingeklickt, auch das hat Michael perfekt organisiert. Die zu fahrende Tour ist vorinstalliert, aktiv und geladen. Auf der rechten Seite hat man ständig eine Übersicht auf die kommenden Passknackerpunkte, Blitzer und Tankstellen. Ich finde diese Navi sehr übersichtlich, auch wenn bei Garmin andere Vorteile eingebaut sind. Aber dieser Punkt gefällt mir sehr gut. Auch wenn ich trotz dieser Hightech Lösung mehrmals am Ziel vorbeigeschossen bin, aber dies hat andere Gründe und hat nichts mit der Technik zu tun.
Mein mitgebrachtes Gepäck findet Unterschlupf bei Mich in der linken, voluminösen Seitenkoffer, die er extra für mich freigehalten hat. Meine Maschine muss diesesmal keine Koffern schleppen. Bei einer Pause etwas abseits der Hauptstrassen kommt dann erneut eine Überraschung auf mich zu. Michael öffnet das Topcase und bringt ein beautycase ähnliches Etui zum Vorschein. Nach dem Aufklappen kommen feine, gesunde Riegelwaren zum Vorschein und wird zum Verzehr angeboten. Wasser in stiller Qualität wird ebenfalls dazu gereicht. Ich finde dies geht schon in Richtung 4-Sterne Wellnessangebot auf Motorradtouren.
Danke Mich für das coole Wochenende und den Support.
Na na na – …Super Tenère 1200 aber nur kurzfristig !! – darauf kann nur die „NEUE“ BMW 1250 Adventure kommen – erst dann bist Du wieder vollkommen genesen. Das wünsche ich Dir von Herzen. Grüße aus Deutschland vom GS-Pilot Tilo