Erinnerungen?
Erinnert ihr Euch noch an den Namen Amatrice?
Das ist übrigens die Stadt wo die Spaghetti all’amatriciana herkommen. Dies wird im Dorf jeweils am 27. August mit dem Fest, der Sagra degli Spaghetti all’amatriciana gefeiert. Es ist knapp drei Jahre her, seit am 24. August 2016 die Erde hier bebte und alle Nachrichtensender Bilder aus genau dieser Region zeigten. Alles sprach damals von Amatrice, wenn ich die Gegend etwas weiträumiger ansehe, gibt es für mich durchaus noch krassere Beispiele, wenn auch viel kleinere Orte als Amatrice. Für mich ein Wunder, dass dieses nächtliche Naturereignis (nur) 298 Todesopfer forderte. Gott sei Dank! In Amatrice sind ganze Siedlungen mit Einfamilienhäuser neu aufgebaut worden um die Leute unterzubringen. Alle sehen identisch aus, hat wohl nichts mehr mit dem alten Amatrice gemeinsam. Am rechten Strassenrand entdecke ich einen hohen Turm aus Gerüststangen aufgebaut und mit einem Dach versehen. Ich frage mich, was das soll? Als ich nah genug dran bin, kann ich den Sinn verstehen und hören. Hier wurden die Glocken der alten Kirche aufgehängt, um wohl dem Dorf etwas von der alten Identität zurückzugeben. Das Militär ist heute noch vor Ort um die Stadt zu sichern.
Amatrice heute
Die Natur hat zwischenzeitlich ihre Wunden gut kaschiert und man sieht fast nichts mehr von diesem einschneidenden Ereignis. Die Spalten und Risse sind überwachsen oder haben sich wieder geschlossen.
Schäden von unermesslichem Ausmass
Bei den von menschenhand erbauten Gebäuden und Infrastrukturen sieht das deutlich anders aus. Noch immer sind viele Strassen in der Region gesperrt und einige werden wohl nie mehr in Betrieb genommen werden. Die Häuser sind notdürftig mit Holzpfählen und Doppel-T-Träger aus massivem Eisen durchgehend verschraubt um die nötige Stütze zu geben. Einige Gebäude werden mit Stahlseilen zusammengehalten und so am Zusammenfall gehindert. Ich frage mich bei einigen Gebäuden, ob hier überhaupt noch was zu retten ist. Für mich ist es unerklärlich wie auf der einten Strassenseite alles bodeneben zerstört ist und auf der anderen Seite noch alles steht als wär nichts geschehen. Beim Dorf Pescara del Tronto, welches fast vollständig zerstört wurde, führt 20 m hinter dem Dorf die Autobahn durch, diese steht noch mit all ihren Brücken und Viadukten. Ein kleines Teilstück wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt und wird mit einem Tunnel neu erschlossen.
Auf der Hochebene vom Parco Nazionale dei Monti Sibillini fahre ich dem Dorf Castelluccia entgegen, welches schon von weitem sichtbar über den saftigfarbigen Feldern trohnt. Je näher ich dem Hügel entgegenkomme, desto bewusster wird einem was hier passiert sein muss. Eine handvoll Häuser stehen noch, der Rest existiert schlicht nicht mehr. Wieviele Träume wurden hier wohl mitbegraben? Die meisten Wohnwagen die als Notunterkünfte gedient haben sind zwar grösstenteils verschwunden, aber noch immer gibt es Leute die mobil wohnen wollen oder müssen. Die örtliche Infrastruktur besteht aus einer Containerlandschaft die mit etwas Holzverschalung gemütlicher wirken soll. Eine Bar und ein Lebensmittelgeschäft haben bereits wieder geöffnet. Respekt vor dem Mut und der Arbeit der betroffenen Menschen hier. Schrecklich, was Mutter Natur in dieser wundervollen Landschaft angerichtet hat. Man wird die Spuren wohl noch viele Jahre sehen und das Ereignis wird hier nie vergessen sein. Beim Anblick einiger Häuser bekomme ich feuchte Augen, einfach Wahnsinn was hier die Menschen erleben mussten. Beim einten Haus sieht es aus, als wäre ein paar Minuten vorher noch jemand im Wohnzimmer gesessen beim TV schauen.
Castellucco
Was 1 Minute im Leben alles bewirken kann!
Noch immer bin ich am Verdauen, was ich gerade gesehen habe. Seit dem letzen Mal wo ich hier war, (Mai 2017) hat sich aber einiges zum Rechten bewegt, wie ich meine. Beitrag 2017