Regen, Unwetter, Schnee , Nebel und Wind
Auf dem Valico di Santa Maria Maddalena sollte ich für die Passknacker eine Kapelle fotografieren. Leider war das Wetter vor Ort so schlecht, dass ich die Kapelle gar nicht erkennen konnte. Sie muss aber nur wenige Meter neben der Strasse gemäss dem GPS Punkt liegen.
Ich sehe Sie schlicht und einfach nicht und brauche auf der Weiterfahrt meine beiden Nebellampen und den Mittelstreifen um mich zu orientieren. Schnell talwärts lautet die Devise. So macht Motorradfahren keinen Spass bei diesem dichtem Nebel, 0 Grad und leichtem Schneefall. Die Griffheizung läuft seit Stunden auf Stufe 2, aber ich habe immer noch das Gefühl als würde ich gänzlich ohne Handschuhe fahren. Wenn ich ehrlich bin, muss ich jetzt schon ein wenig die Zähne zusammenbeissen um weiterzumachen.
Auf einmal, mitten in der Strasse, sprudelt Wasser vor dem Vorderrad aus dem Asphalt hoch. Eine unheimliche Szenerie die sich hier bei Nebel und Kälte abspielt. Für die Strasse ist das kein gutes Zeichen, diese ist nun unterspült und wird demnächst ebenfalls wegrutschen wie das hier in der Gegend häufig anzutreffen ist.
Ich verkrieche mich nach diesen Erlebnissen und zunehmenden Sturmböen, für zwei Tage in einem Hotel in San Benedetto del Tronto. Der richtige Entscheid wie sich herausstellt, denn ganz in der Nähe, nur wenige Kilometer nördlich, wütet das Unwetter und lässt Bäche über die Ufer treten und reisst Brücken weg. Grosse Teile von Weinplantagen und Getreideplantagen stehen nun einen Meter im Wasser. Hier am Meer sind sämtliche Strandbeizen und die meisten Hotels wegen dem Wetter wieder geschlossen. Man spricht hier vom Maggio Infernale. In den letzten Jahrzehnten ist das nie vorgekommen.
Hinterland von Rimini und Co.
Nach den Abruzzen gehts nun weiter in die Region Romagna und somit von den Abruzzen zurück in den Apennin. Hier sind die Berge zwar etwas weniger hoch, aber immer noch zwischen 900 und 1200 m.
Wer kennt es nicht Rimini, Miramare, Cesena, Ancona und wie sie alle heissen die Badeorte der Adria. Ich erinnere mich gut an Miramare. In jungen Jahren durfte ich hier mit meinen Eltern und der Schwester das erste Mal am Meer Ferien verbringen. Im Restaurant Sonnenstrahl (gibt es heute nicht mehr) auf dem Rathausplatz in Luzern durften wir Pommes bestellen, weil wir damals davon ausgegangen sind, dass wir in Italien keine mehr kriegen werden. Danach gings los mit dem Adria-Express Richtung Süden. Ich habe mich immer wieder erkundigt, wann wir endlich in Mailand sind. Ich konnte es damals einfach nicht verstehen, dass Milano und Mailand dasselbe ist. Auf jeden Fall haben wir immer schöne Ferien in Miramare bei Carlo am Meer verbracht. Geblieben ist mir auch noch der Freizeitpark Fiabilandia etwas ausserhalb von Miramare. Ein Paradies für Kinder, mit schwimmenden Schwänen wo man sich reinsetzen konnte und über den Teich gondeln konnte. Weiter gab es hier GoKart und grosse Schaukeln.
Nun fahre ich also rund 40 km von den Badeorten entfernt durch die Berge und bin begeistert von den abwechlungsreichen Landschaften die es hier zu sehen gibt.
Agriturismo Pianconvento
In der Nähe von Santa Sofia entscheide ich mich, in einem Agritourismo zu nächtigen. Ich wähle das Agriturismo Pianconvento „La Casa di non“ ein Haus aus Naturmaterialien gebaut nur Holz und Stein. Wie sich bald rausstellt eine sehr gute Wahl. Hier werde ich herzlich begrüsst und in mein Zimmer eingewiesen. Danach treffen wir uns im Gemeinschaftsraum der Anlage vor dem warmen Kaminfeuer. Hier wird geplaudert und ich werde gefragt woher ich komme und wohin ich als nächstes fahre. Wieder löst die 1250er Begeisterung aus und führt dazu, dass die Maschine besichtigt werden muss. Die Italiener wissen halt schon was gut ist. Als ich Ihnen von meinem Abenteuer TransITALIA erzähle ist der Korken ganz ab. Alle sind aus dem Häuschen und wollen Bilder sehen und fragen mich ,ob ich dies und das in Italien schon gesehen habe. Das meiste kann ich mit JA beantworten und die Verwunderung steigt.
Zwischenzeitlich ist es halb acht und das Essen ist fertig. Die Chefin Franca läutet die Glocke, damit alle zu Tisch kommen. Mit dem Tisch meine ich eine riesige Tafel wo alle gemeinsam essen und vor allem viel plaudern. Ich werde einfach dazu getischt. Touristen sind keine da, zu schlecht ist das Wetter im Moment. Nur ich, die Gastgeber und ihre Freunde. Das Essen schmeckt vorzüglich und alles ist frisch zubereitet und Teigwaren (Ravioli con Herbe) von Hand gemacht. Im Kaminfeuer wird dann der Secondo zubereitet. Hier entdecke ich ein einfaches aber wirkungsvolles Hilfsmittel. Franca bläst mit einem Blasrohr etwas Sauerstoff ins Feuer. Kein Brennen in den Augen oder abgebrannte Wimpern. Einfach von weitem mal kräftig reinpusten und gut ist. Tolle Idee.
Auf dem Hof wird auch der Tischwein angebaut ein Sangiovese. Dieser steht flaschenweise auf dem Tisch und jeder bedient sich wie er gerade Lust dazu hat. Ich fühle mich richtig wohl in der heiteren Gesellschaft und geniesse den Abend und versuche immer wieder den Gesprächen zu folgen. Ab und zu werde ich eingebunden und wir verstehen uns ganz gut. Übrigens das Fiabilandia gibt es immer noch das wurde mir vom Tischnachbarn bestätigt, nachdem ich im erzählt habe das ich vor Jahrzehnten das erste Mal in Miramare und Rimini war. Nach zweieinhalb Stunden steht nun der Espresso als krönender Abschluss vor mir. Einfach genial die Esskultur der Italiener!
Hallo Brüderli
Beim Lesen kommen mir auch unsere ersten Meerferien in den Sinn. Nach dem Café Sonnenstrahl ging es auf den Adria Express. Leider hast du aber den Gotthard Tunnel gar nicht erlebt, denn du bist vorher eingeschlafen….. trotzdem ganz tolle Kindheitserinnerungen….
Weiterhin viel Spass in Bella Italia.
Dis Schwösterli Manu