Grenzregion
Heute fahre ich von Cuneo in den wilden Westen. Die Italiener sagen dem Grenzpass Colle da Maddalena und die Franzosen nennen den gleichen Pass Col de Larche. Na ja! Auf der Grenze zu Frankreich wende ich und fahre ein Stück auf der selben Strasse zurück. In Demonte biege ich scharf nach links weg. Hier beginnt eine meiner Traumstrassen in Italien welche zu drei Pässen auf engstem Raum führt. Der bekannteste von ihnen ist wohl der Colle dei Morti. Nirgends ist ein Hinweis ersichtlich, ob die Strasse über die Pässe offen ist. Ich frage Leute an der Strasse und konsultiere das Internet. Leider will niemand was wissen, nur das Refugio soll geöffnet sein erfahre ich. Rifugio tönt immer gut, das ist auf jeden Fall ziemlich weit oben. Ich fahre die schmale Bergstrasse hoch und bin erneut entzückt von der einmaligen, schroffen Landschaft in diesem abgelegenen Tal. Ich schaffe es gerade mal bis 2 km unterhalb von der Passhöhe, dann ist wieder mal Endstation wegen dem Schnee. Kein Durchkommen, zwei andere Motorradfahrer ereilt das gleiche Schicksal und auch sie können keinen Schnee mehr sehen. Also alles wieder zurück! Schön war es trotzdem aber der Morti muss sich noch eine wenig gedulden bis ich wieder komme. Ich versuche es als nächstes am Cole di Tenda einem Skigebiet, hier bin ich die vergangen Jahre auch immer wieder im Schnee stecken geblieben. Heute klappt es auf Anhieb und ich schaffe es bei leichtem Regen auf den Pass und sehe zum ersten Mal das verlassene Fort auf dem Kamm.
Ligurien
Man kann die Gegend schon fast als meine zweite Heimat bezeichnen. Ich liebe diesen Teil in Italien. Mit dem Passo Teglia, steht einer meiner Lieblingspässe im heutigen Roadbook. Unter Radfahrer ein typischer „Quäl-Dich-Pass“. Eine enge, steile und holprige Strasse führt auf den Berg hinauf, genau die richtige Wahl für die Adventure. Auf dem Kulminationspunkt dann der Blick in die einzigartige Landschaft mit den verschiedenen Tälern, welche aktuell in kräftigem grün erstrahlen. Im Hintergrund sind noch immer schneebedeckte Gipfel zu sehen, obwohl das Meer nur gerade 50 km entfernt ist.
Der Monte Ceppo ist eine Bergstrasse, welche wohl zum Verfall freigegeben wurde. Hier scheint sich niemand mehr um die Strasse zu kümmern. Das Ergebnis tiefe Schlaglöcher, viele Äste und Blätter auf dem noch vorhandenen Belag. Auch der Winter hat hier seine Spuren hinterlassen, mit Erdrutschen aus Schotter und Sand. Aber immer noch fahrbar mit einer Reiseenduro.
Auf einer vom mir erstmals befahrenen Strasse mit grandioser Aussicht auf das Meer, erreiche ich San Remo und somit die ligurische Küste. Schnell noch ein paar enge Schlaufen am Berg oberhalb San Remo und ich befinde mich auf der Autostrada dei Fiori Richtung Genua. Aber nach Euro 5.10 will ich runter von der Bahn. Meine geliebten „Capo’s“ auf der Via Aurelia lasse ich mir auf keinen Fall entgehen. Diese kenne ich seit meiner frühen Jugendzeit auf dem Rennrad. Beim Capo Cervo steht ein Leuchturm, die Drohne ist schon in der Luft und will diesen etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Durch Gallerien führt die Strasse nach Laigueglia hinunter. Immer wieder der sensationelle Blick auf das Meer und die Bucht. Ich fahre an Laigueglia vorbei und erreiche 5 Km weiter die Stadt Alassio hier ist mein Ziel für die nächsten zwei Nächte. Volltreffer wie es hier Aussieht, macht richtig Laune. Das Motorrad darf ich direkt in der Gartenanlage abstellen. Oh Schreck! Schon wieder ein roter Hinweis auf dem Display. Wieder ein Druckabfall am Hinterrad. Diesmal steckt eine grosse Schraube mit Torx und Holzgewinde mitten in der Lauffläche meines Hinterrads. Ich kenne mich ja zwischenzeitlich damit aus und mache mich mit dem Flickzeug an die Arbeit. Nach 5 min. sitzt der Stopfen am richtigen Ort. Nun brauche ich nur noch Luft um den Druck von 3 bar wieder herzustellen. Genau in diesem Moment kommt Stefano (Chef des Hauses) um die Ecke und begrüsst mich herzlich. Sofort umrundet er meine BMW, er scheint sichtlich begeistert zu sein. Erst jetzt bemerkt er mein Reifenflickzeug und fragt was los ist. Ich zeige ihm die geflickte Stelle und frage nach Druckluft. No Problema! sagt er zu mir und führt mich in die Garage. Kompressor mit Manometer steht hier bereit. Daneben zeigt er mir seinen ganzen Stolz, eine R1200GS HPV liebevoll mit einer Decke zugedeckt. Sie hat erst 3’000 km auf dem Zähler, er erklärt mir, dass das Wetter im Mai und Juni katastrophal waren. Wem erzählt er das? Hoffen wir das der Reifen dicht bleibt, denn er hat erst 1500 km auf dem Buckel und ich habe noch einiges vor mit ihm.
Erstmal geht Rolf baden im Meer ob es regnet oder nicht!
Leuchtturm, die Capos, das Meer, Laigueglia, Alassio, unser Glacéplatz, die farbigen Sonnenschirme… genau heute vor einem Jahr haben wir genau dort den letzten Ferientag verbracht. Die Welt war in Ordnung… Die Touren waren wunderschön und auch damals haben uns die Schneehaufen und die Schlaglöcher Streiche gespielt… wie oft lachten wir, wenn es mich fast vom Rücksitz geschleudert hatte und ich mir am liebsten ein Spannset für meine Befestigung wünschte. Leider bin ich diesmal nicht dabei und esse meine „Gummierdbeeren“, die wir immer abgezählt und brav geteilt haben, alleine. Fahr gut, pass weiterhin auf dich auf und halte wenigstens auf dem Col de Muraton (Grenzerfahrung für Irene) einen Moment inne… ???. Du brauchst diesen Kommentar wegen mir nicht zu veröffentlichen… sieh ihn eifach als Dankschön an dich von mir für die gemeinsame Zeit und die vielen unvergesslichen und schönen Jahre!