Die letzten Tage im August sind im Kalender wie immer rot markiert. Das sind die legendären Töfflibuebe-Tage. Im Coronajahr wollen wir das Ganze etwas anders angehen. Erstmals seit Beginn unserer Fahrten, buchen wir ein Basishotel für 3 Nächte im Voraus. Die Strecken sind ausschliesslich in der Schweiz vorgesehen. Martigny ist die auserwählte Stadt, wo wir uns am Mittwoch–Abend im „Boutique-Hotel Martigny“ treffen. Jeder fährt individuell zum diesjährigen Ausgangsort. Ich fahre über den Brünig, Gurnigel und das Simmental Richtung Wallis. Kurz vor Martigny zieht es mich Richtung Berg. Finhaut, ein Tour de France Etappenort von 2016 will ich mir genauer anschauen. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht auf den Stausee und die umliegende Bergwelt inklusive dem Mont Blanc. Dann noch kurz rechts abbiegen und hoch geht es zum Grossen Sankt Bernhard, bevor ich mich mit meinen Kollegen im Hotel zu Benzingesprächen treffe.
Boutique Hotel Martigny. Die diesjährige Hotelwahl ist erstklassig im Vergleich zu den vergangenen in Martigny. Beim Check-in erhält jeder Teilnehmer Bons im Wert von 100 Franken, welche bei den Teilnehmenden Anbietern eingelöst werden können. Die ersten Bons lösen wir schon mal beim Nachtessen ein, die restlichen ertränken wir an der Bar. Nur die Scheiben der Kellner verwirren uns etwas. Ist da alles in Ordnung?
The Movie. Die Töfflibuebe-Tour 2020 in knapp fünf Minuten zusammengefasst. Viel Vergnügen bei der reifenschonendsten Grossvati-Tour aller Zeit. Dafür wurden die Motorradstiefel um einiges mehr abgewetzt. Waren das jetzt Wanderferien mit teilweise über 10’000 Schritten pro Tag?
Grand Dixence Staumauer. Die diesjährige Tour führt uns zur eindrucksvollen Staumauer Grand Dixence auf der rechten Talseite. Bevor wir das riesige Betonbauwerk von oben bestaunen können, müssen wir uns mit einem 50 minütigen Aufstieg (in der Motorradkluft) den Ausblick erstmal verdienen. Keuch und Schnauf nur der „Grossvati“ kommt ohne Pause oben an. Es gibt eine Seilbahn welche die weniger wanderfreudigen auf die Staumauer führt, damit man mitfahren kann, braucht es die Maske, welche wir alle drei im Hotelzimmer vergessen haben. Also keine Ausreden und los gehts. Marsch 1 – 2 – 3.
EINE IN IHRER ART EINZIGARTIGE ANLAGE
Die Staumauer Grande Dixence ist die höchste Gewichtsstaumauer der Welt und gehört zu einer grossen Anlage mit vier Pumpstationen (Z’Mutt, Stafel, Ferpècle und Arolla) sowie drei Zentralen (Fionnay, Nendaz und Bieudron) mit einer Gesamtleistung von 2‘000 MW. Die Zentrale Bieudron hält allein schon drei Weltrekorde: Die Fallhöhe (1‘883 m), die Leistung pro Pelton-Turbine (3 x 423 MW) und die Leistung pro Pol der Wechselstromgeneratoren (35,7 MVA). 100 km Stollen mitten in den Bergen sammeln das Schmelzwasser von 35 Gletschern im Wallis und leiten das Wasser dank 75 Wasserfassungen von der Grenze des Mattertals (Gegend um Zermatt) bis zum Val d’Hérens zu den Turbinen. Die Wasserkraftanlage von Grande Dixence erzeugt somit jährlich rund 2 Milliarden kWh, entsprechend 20 % der speicherbaren Energie in der Schweiz. Dies kommt dem Stromverbrauch von 500‘000 Haushalten gleich.
Mehr Details unter: http://www.grande-dixence.ch/de
Sanetsch-Pass. Nach der Talfahrt vom Grande Dixence und einem Kurzkulturversuch bei den Steinpyramiden von Euseigne, na ja es gibt Teilnehmer, die haben sich nicht mal aus dem Sattel erhoben, um sich ein Bild von der Sehenswürdigkeit zu machen. Welcher Künstler hat sich sowas einfallen lassen, murmelt der Roadracer. Dabei handelt es sich um eine der bedeutedsten geologischen Sehenswürdigkeiten der Alpen.
Euseigne liegt im Val d’Hérens in der Nähe der weltweit höchsten Staumauer – der Grande Dixence. Die Erdpyramiden von Euseigne sind eine der bedeutendsten geologischen Sehenswürdigkeiten der Alpen und stehen unter Naturschutz. Die Hauptstrasse des Tals führt direkt an den faszinierenden Erdformationen vorbei, die bis zu 15 Meter hoch werden. Die Erdkegel entstanden in der Endphase der Würmeiszeit vor rund 80’000 bis 10’000 Jahren. Beim Rückzug des Eises blieben riesige Schutthaufen und Felsbrocken zurück. Regen und Schmelzwasser befreiten diese mit der Zeit. Während sich das Wasser um die Felsen herum weiter in die Tiefe arbeitete, bildeten die Gesteinsbrocken Schutzkappen und liessen dieses bekannte Naturdenkmal entstehen.
https://www.valais.ch/de/aktivitaeten/naturschauplatze/geologische-statten/erdpyramiden-von-euseigne
Im Tal angekommen, geht es auf der gegenüberliegenden Talseite weiter. Ein schmales und steiles Asphaltband windet sich über 25 Kilometer hinauf zum Sanetschpass. Hier werden wir vom taufrischen „Grossvati“ der Gruppe mit einem Fondue aus der Region verwöhnt. Danke Mich für die tolle Geste. Mmmmh!
Chamonix Mont Blanc. Die geplante Freitagstour Richtung Jura entfällt, da die Wetterprognose unschöne, blaue Flecken auf der Wetterapp im Display hinterlassen. Es soll eine starke Regenfront aus dem Westen aufziehen. Kurzerhand wird die Tour durch den Navigator Mich umgeformt. Also doch die Schweiz verlassen? Klar! Eine kurze Runde über französischen Boden könnte reichen, bevor um die Mittagszeit der Dauerregen einsetzt. Also machen wir uns frühmorgens, das ist heute um 09.00 Uhr auf den Weg in die Tiefgarage. Leider hat der Plan nicht zu 100% funktioniert und wir kommen nicht ohne Regensachen über die Runde. Über den Pas de Morgins geht es auf heimischen Boden zurück zum Hotel in Martigny.
Martigny Versöhnung mit Martigny. Das altbekannte Restaurant aus vergangenen Touren, haben wir glücklicherweise wieder gefunden, direkt neben der katholischen Kirche und der „heisse Stein“ von damals finden wir in der elektronischen Menükarte ebenfalls wieder. Einzig der Name vom Restaurant wurde in „La Nonna“ umgewandelt und die italienischen Nationalfarben finden sich an Fenster und Innenausstattung. Mit dem heissen Stein und ist der Tag gerettet. Jürg war fast nicht zu begeistern einen Fussmarsch durch den Regen zu unternehmen.
Auch die Corona-Schwachstrom Ausgabe 2020 mit Veganer, Grossvater und wenigen Tankstellenbesuchen sowie permanentem Reifenschongang hat uns trotzdem allen gut gefallen.
Schöne Eindrücke.