Heute verabschieden wir uns von der Stadt Bergen mit einem Fussmarsch zum Parkhaus, wo die beiden Zweiräder abgestellt sind.. Das Gepäck einseitig an der Schulter durch die Gassen schleppen, ist nichts für Rolfs Rücken. Etwas schief geht es danach in den Sattel. Heutiges definiertes Ziel: Für beide Motorräder eine neue Bereifung auf dem Vorderrad. Ach ja! Wie kommen wir eigentlich aus dem Parkhaus raus? Bei der Einfahrt sind Kameras positioniert, welche die Nummernschilder lesen und die Einfahrtszeit festhalten. An der Parkkasse dann, wird man aufgefordert das Kennzeichen einzugeben und zu bezahlen, leider wird das Luzerner wie auch das Zürcher Kontrollschild nicht erkannt. Wir fahren also Richtung Ausgang und schauen nach einem Ausweg. Vor dem Rolltor angekommen, öffnet es sich wie durch Geisterhand, ob das Folgen hat, wissen wir nicht, wenigstens sind wir wieder auf der Strasse und haben 2 Tage (hoffentlich gratis) parkiert. Noch einmal posen vor der Unesco Weltkulturerbe Kulisse, bevor die Strasse aus der Stadt führt.
Dekk
Reifen heisst auf Norwegisch Dekk. Mich hat verschiedene Händler angeschrieben um an einen Vorderradreifen für seine Tenere ranzukommen. Keine Antwort auf seine E-Mails, bis auf einen Yamaha Händler in 100 km Entfernung. Dieser hat leider keinen Reifen für die Yamaha, hat aber einen Metzeler für die GS Adventure, komisch aber wahr. Sein Vorschlag, wir sollen bei Yamaha Bergen nach einen Reifen fragen. Somit ist unser erster Punkt auf dem Navi kein Pass sondern eine Yamaha Vertretung. Auf dem Parkplatz angekommen, treffen wir ein Paar mit einer KTM und und einer 700er Tenere, beide sehen niedergeschlagen aus, niemand hat eine passende Reifengrösse für Ihre Maschinen, auch hier nicht. Mich hat ein Riesenglück und bekommt den letzten Reifen in seiner Dimension, er wird nicht mal gefragt ob der den Reifen aufziehen möchte. Komisch hier. Trotzdem erleichtert und glücklich verlassen wir das Yamaha Zentrum vom Bergen. Der Reifen wird festgeschnallt und ab geht es zum zweiten Yamaha Händler. Der weiss dass wir kommen und zwei neue Reifen auf unseren Vorderrädern haben wollen. Gut so! Von der Strassensperrung ein paar Kilometer weiter vorne bekommen wir nur noch die letzen 20 min. zu spüren, die anderen haben 1.5 h gewartet. Würde meinen Zeit gut investiert beim Reifenwechsel mit Kafi.
Vallaviktunnel
Das Norwegen weltweit bekannt ist für seine atemberaubenden Landschaften, das wissen wir ja schon lange. Aber dass sie im Bereich Tunnelinfrastruktur die Nase so weit vorne haben, ist mir neu. Man kann es schon fast als Extravaganz des Strassenbaus bezeichnen was die Norweger hier vom Stapel lassen.. Der Vallaviktunnel zeigt diese Ingenieurskunst in bestem blauen Licht. So macht Tunnel fahren richtig Spass, wir nehmen die erste Ausfahrt. Jetzt kommt das Beste, wir fahren direkt in den nächsten Kreisverkehr im Eidfjord Tunnel, das ganze von vorne. Ich werde langsam zu einem richtigen Tunnelfan.
Quelle: Elena Giglia from Torino, Italia
Hardangerbrücke
Um überhaupt zum Vallaviktunnels zu gelangen, muss man zuerst über die Hardangerbrücke, überqueren, einer der längsten Hängebrücken der Welt mit einer Spannweite von 1.31 km Der Tunnel endet direkt an der Brücke, die den Hardangerfjord in einer Höhe von 55 Metern überquert. Diese Kombination ist echt spektakulär finden wir.
So! Ein neuer Pass steht an, der Dyranut. Zuerst genehmigen wir uns aber noch einen Kaffee und eine Köstlichkeit aus Blätterteig in Eidfjord, bevor wir losfahren. Diesen Ort wird Mich nie vergessen. Nachdem wir den Pass mit seinen spektakulären Abschnitten in Angriff nehmen, stelle ich fest, dass der graue Mann mit den Stollenreifen nicht mehr im Rückspiegel auszumachen ist. Ich nehme an, er ist in der Angewöhnungsphase mit seinem neuen Vorderrad. Ich fahre schnell rechts raus und warte bis ich ihn wieder sehe. Blinker nach links, einbiegen und beschleunigen, seine Blinklicht und Hup-Aktion bekomme ich nicht mit. Nach ein paar Minuten stelle ich wieder fest, dass ich alleine unterwegs bin. Erneut warte ich auf die Yamaha. Als er neben mir steht, meint er völlig aufgelöst, ich habe mein Handy nicht mehr, das heisst im Klartext, kein Telefon und keine Kreditkarten und auch keine Identitätskarte, dies ist alles schön säuberlich in der Hülle vom Telefon untergebracht. Bei mir übrigens genauso.. Also 30 km zurück nach Eidfjord und nach dem verlorenen Samsung Gerät zu suchen. Wir fahren die Strecke fein säuberlich nochmals ab und stellen fest, da ist nichts. Wir fahren zurück ins Café und wollen nachfragen ob ein Handy gefunden und abgegeben wurde. Kaum hat Mich den Helm abgelegt, kommt ein Paar auf ihn zu und fragt: Are you Michael Kiel? Sie haben sein Handy gefunden und dieses in der Touristeninformation abgegeben. Gut hat man auf dem Startbildschirm ein Töffbildli hinterlegt. Ihr könnt mir glauben so glücklich habe ich schon lange niemand mehr gesehen. Eine zweite Köstlichkeit und ein Kaffee ist fällig, sowas muss gefeiert werden.
Aber jetzt wird der Pass mit dem Namen Dyranut endgültig in Angriff genommen das erste Teilstück kenne wir ja zwischenzeitlich bestens und fahren es zum dritten Mal, kein Wunder verbrauchen wir soviel Profil. Wieder erleben wir Tunnelkunst diesmal in Form einer 360 Grad Kurve im Berginnern. Dies lässt mich sogar meine Rückenschmerzen vergessen. Einfach Spitzenklasse.
Da ich immer mehr Mühe mit dem Auf- und Absteigen habe, darf ich sitzen bleiben und der zuvorkommende Begleiter macht das Bild für die Passknacker-Dokumentation. Das ist echter Luxus und ich kann mich dabei schonen. Weiter hat dies Vorteile bei der Ankunft im Hotel, mein persönlicher Butler trägt mein Gepäck bis ins Zimmer. Vielen Dank Mich für den First-Class-Service, ab Morgen ist dies hoffentlich nicht mehr nötig. Ich bin froh, habe ich erstmals auf meinen Reisen Schmerzmittel und Wärmesalbe dabei. Danke Martina und Mami für die optimale Apotheken Zusammenstellung. Ich stelle fest man wird älter.