Gestern ging’s los – standesgemäss und emissionsfreundlich: mit dem Nightjet von Feldkirch nach Wien. Motorrad verladen? Klar! Schlafwagen? Auch gut, sogar topmodern und wenig gebraucht. Nicht mal der Orient-Express könnte da mithalten. Tür zu, Licht aus, Gleis frei – der Abenteuer-Modus ist aktiviert und Polar-Steps schreibt mit.


08:00 Uhr, Wien Hauptbahnhof:
Die Sonne scheint, das Motorrad rollt vom Zug – schnurrt wie ein Kätzchen. Ich rolle los. Wien? Schön, aber Rushhour bleibt Rushhour. Also schnell raus aus der Stadt. Mein treues Bike knurrt förmlich: „Gib Gas, ich brauch Fahrtwind!“ Auch ich könnte etwas mehr davon gebrauchen angesichts der hohen Temperaturen bereits am Morgen.
Raus aus Wien – rein in die Windradparade:
Links Windräder. Rechts Windräder. Geradeaus: noch mehr Windräder. Der Strom für all die Elektroautos muss ja irgendwo herkommen. Wenn man den Windrädern zuschaut wird‘s einem „trümmlig“ aber auch wenn man den emotionslosen Einheitsbrei der Stromautos sieht welcher mich kreuzt.

Slovakei – grün, weit, frei:
Die Felder weichen riesigen Wäldern. Endlich freie Fahrt. Die Straßen: kurvig und leer, das Grinsen unter dem Helm: breit. In Rekordzeit kurble ich mich über fünf Pässe. Kurz darauf: „Willkommen in Tschechien!“ sagt das Schild, ich vermute es wenigsten, den hier verstehe ich rein gar nichts. Und die Temperatur sagt: „Willkommen in der Sauna!“ 26 bis 28 Grad – das Adventure Display bestätigt die Werte.

Tschechien – Land der Blitzer und 30er-Zonen:
Gefühlt alle fünf Kilometer steht ein Radar. Und als ob das nicht reicht: 30er-Zonen. Überall. Ganze Dörfer, wo man mit Schrittgeschwindigkeit durchrollen muss. Ich liebe es… nicht. Aber gut, andere Länder, andere Verkehrsneurosen.

Abends dann: Gewitter-Drama
Wolken türmen sich wie Sorgenfalten über dem Horizont. Booking.com wird mein Schutzengel – allerdings ist das einzige verfügbare „Zimmer“ eine riesige Ferienwohnung. Egal. Hauptsache Dach über’m Kopf. Beim Check-in dann: Sprachbarriere. Die Dame an der Rezeption stellt Fragen – ich verstehe kein Wort.
Doch Rettung naht – in Form eines Rockers mit Geschmack:
Der Besitzer erscheint. AC/DC-Shirt, feurige Socken-Design’s natürlich mit den richtigen Bandlogos, klare Sache: Das ist einer von uns. Ein Bruder auf zwei Rädern. Ein Africa Twin Begeisterter. Und weil Hagel im Anmarsch ist, räumt er kurzerhand die Pergola leer, damit mein Motorrad ein trockenes Plätzchen findet. Legendär. Danach sind wir beide nass.
Nach 600 Kilometern:
Essen muss sein. Ein Espresso und ein Tiramisu auch – mehr braucht’s nicht zum Glück. Danach: ab ins Bett. Morgen ist ein neuer Tag. Und wer weiß: Vielleicht wartet schon der nächste 30er-Abschnitt mit Blitzgerät auf uns.
Fazit:
Vom modernen Nightjet über Blitzer-Bingo in Tschechien bis zum rockigen Gastwirt mit Herz und Blitz – dieser Tag hatte alles. Motorradreise, wie sie sein soll: ein bisschen stressig, sehr frei und garantiert unvergesslich.