Der zweite Tag unserer grossen Grossbritannien-Tour startet mit einer herben Enttäuschung. Frühstück war für 07:00 Uhr angesagt, doch als wir im Frühstücksraum erscheinen ist niemand da. Als kleine Wiedergutmachung packen wir kurzerhand den Adapter, den wir am Vorabend noch fürs Handy ausgeliehen hatten, wieder ein. Fairer Deal (in Deal) – kein Frühstück, kein Adapter zurück!
Der Costa-Kafi von der Tankstelle schmeckt uns dafür richtig gut. Übrigens das Hotel kann man unter Booking.com nicht mehr buchen. Aber „Mich“ hat ja noch gar nichts geschrieben…
Konzentriert gehts auf der linken Strassenseite an den Start
Kaum sind die Motoren warmgelaufen und deren Besitzer um einen Kaffee reicher, setzt auch schon der Regen ein. Und nicht so ein bisschen Niesel, sondern richtig englisch! Dauerregen, wie aus dem Lehrbuch der britischen Wetterphänomene. Die Scheibenwischer der Autos sind im Dauerlauf, wir auf dem Motorrad hingegen haben nur den Scheibenwischer „mit dem Zeigefinger übers Visier“. Nützt alles nichts, die Sicht bleibt eingeschränkt bei dem vielen Wasser. Zwischenzeitlich fragen wir uns wie sich die Motorradfahren in England grüssen, da ja die rechte Hand am Gas bleiben muss. Nun wissen wir es, es wird mit dem Bein gegrüsst, was Linksfahren alles mit sich bringt. Schon lustig rechts überholen.
Die Route führt uns auf der M2 vorbei an London und weiter Richtung Cambridge. Eigentlich eine hübsche Stadt, weltberühmt für ihre Universität aus dem Jahr 1209. Hier haben kluge Köpfe wie Newton (ja, der mit dem Apfel) und Darwin studiert. Heute hätte man allerdings eher die Arche von Noah gebraucht, denn auf den Strassen wären Boote effizienter gewesen.
Stau, Flüsse und 650 km Aqua-Adventure
Die Schnellstrassen sind überflutet, kleine Flüsse queren die Fahrbahn – zum Glück haben wir das Seepferdchen-Schwimmabzeichen. Der Stau wächst, das Navi meldet 11 min. Verzögerung. Doch wir lassen uns nicht so schnell aufhalten. Auch in England kann man zwischen den beiden Spuren nach vorne fahren, ob man das darf wir wissen es nicht. Jede Pfützendurchfahrt wird zum Abenteuer, jede kleine Flussquerung zur Mutprobe auf zwei Rädern. Gewicht noch vorne verlagern, damit sicher das Vorderrad unten bleibt, keine falsche Taktik würde ich meinen.
Am Ende des Tages zeigt der Tacho: 650 km – im Vollwaschgang, bei16 Grad damit nichts einläuft.
Die Koffern vom BMW sind geflutet, das Wasser sucht sich seinen Weg. Nur dank der wasserdichten Innentaschen bleibt wenigstens die Unterhose trocken aber nur die zusätzlichen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so durch und durch nass war. Vielleicht bei der Taufe? Aber da hatte ich noch keinen Motorradhelm auf.
Trotz aller Wassermassen:! 10 neue Passknackerpunkte sind online! Die ersten „Engländer“ dieser Tour. Auch wenn ich langsam das Gefühl habe, mein Kollege hat irgendwo ein Leck – denn kein normaler Mensch fährt bei dem Wetter freiwillig weiter. Doch wir ziehen durch, wasserdicht oder nicht.
Moorlandschaft im Nebel, mehr ahnen als sehen
Die Strecke führt durch wunderschöne Moorlandschaften, so würden es zumindest die Reiseführer ankündigen. Wir haben davon allerdings herzlich wenig gesehen, denn Nebel, Regen und grauer Himmel nehmen dem Moor jede Sichtbarkeit.
- Hasen hoppeln ab und zu über die Strasse – mit erstaunlicher Aquaplaning-Sicherheit.
- Wachteln huschen durchs Gebüsch, kurz und hektisch.
- Schafe stehen stoisch am Strassenrand, und kauen unbeirrt weiter.
- Heidekraut und Wacholderbüsche säumen den Weg, so weit man überhaupt was erkennen kann, ich vermute es jedenfalls.
Im Hotel gibt es sogar eine Dusche im Zimmer und auch was warmes Essen kriegen wir. Die Welt ist wieder in Ordnung. Oder doch nicht? Die Einheimischen meinen das Wetter sieht die nächsten 10 Tage nicht besser aus.