Heute starten wir ganz nach britischer Wettertradition: Nebel, kurze Regenschauer . Wir sind das inzwischen gewohnt. Neu ist nur, dass in Schottland zum Regen jetzt auch noch der Wind kräftig mitbläst. Also gefühlt eher Querregen, aber immerhin abwechslungsreich und alles inklusive wie bei einem Hotel in der Südsee.

Wellenreiten aber auf Asphalt
Die Strassen führen schnurgerade über die Hügelzüge, steil hoch mit bis zu 25% Steigung, dann wieder steil runter. Das Ganze wiederholt sich wie beim Wellenreiten nur auf Asphalt und ohne Surfbrett. Für Velofahrer muss das der blanke Horror sein. Wie funktioniert das wohl im Winter?
Mit Tempo 100 km/h fühlt sich das Ganze an wie eine Achterbahnfahrt nur weiss man nicht wo das Gleis hinführt. Für einen kurzen Moment sieht man die Strasse unter sich nicht mehr, echt gewöhnungsbedürftig. Auch die Federn des Motorrads werden voll entlastet, bevor sie wieder das ganze Gewicht aufnehmen müssen. Nach ein paar Wellen macht das richtig Laune!
Bremsenmassaker „Made in Belgium„!
Vor uns ein Belgier im Auto, der vor jedem Wellental in Panik bremst. Das arme Auto oder besser gesagt die Bremsen glühen sicher schon bald. Wir überlegen, ob er so jemals den Norden erreichen wird. Wahrscheinlich schon, aber eher mit dem Pannendienst. Wir entscheiden uns für eine zügige Überholung, schliesslich müssen unsere Bremsen noch ein paar tausend Kilometer halten.
Die Landschaft erinnert uns stark an den Schweizer Jura, einfach länger, weiter und windiger.
Tages-Erkenntnis:
Auch auf trockener Strasse haften unsere Reifen! Diese Erfahrung mussten wir tatsächlich erst machen, der Regen hatte uns bisher keine Gelegenheit dazu gelassen. Auch der Pirelli Scorpion Trail in der Version III welche bei mir aufgezogen sind, gefällt mir bis jetzt sehr gut. Er soll ja auch Kilometerfreundlicher geworden sein, das muss sich aber zuerst beweisen.
Willkommen in Schottland!

Kurz nach der Grenze fällt uns ein weiteres britisches Kuriosum auf: Die Blitzerkästen tragen in Schottland eine orange Haube mit der Aufschrift „Not in use“. Sehr sympathisch! Könnten wir das in der Schweiz auch einführen!
Baustellenphilosophie und die Sache mit dem Steuerrad
An einer Baustellenampel dann die Erleuchtung von Mich:
„Ich stelle gerade fest, dass alle Autos hier das Steuer auf der falschen Seite haben!“
Ein Lachanfall von mir, der die Wartezeit verkürzt.
Mich hat für den Abend (wie immer) clever geplant: Unser Hotel liegt auf der strategisch klugen Stadtseite von Edinburgh, damit wir morgen nicht gleich im Berufsverkehr stecken bleiben. Für die City haben wir das Motorrad vor dem Hotel stehen lassen. Der Receptionist, ein schwarzer Riese mit sicher 120 kg Lebendgewicht, hat ein Auge auf unsere Schätzchen.

Es sollen immer wieder Motorräder geklaut werden. Er drückt uns einen Hinweis der Schottischen Polizei in deutscher Sprache in die Hand.
Mal sehen ob wir Morgen noch einen fahrbaren Untersatz haben.
Old Town Edinburgh
Für die Fahrt in die City nehmen wir ein Taxi – bis direkt vor das berühmte Edinburgh Castle, dem Schauplatz des legendären Royal Edinburgh Military Tattoo, dem weltbekannten Musik- und Militärfestival. Wer je die Gelegenheit hat: unbedingt besuchen – Gänsehaut garantiert, wenn Dudelsäcke und Trommeln vor der historischen Burg ertönen. Das Basel Tattoo war ja auch, wie immer hervorragend. Aber hier! Sicher noch ein Tick intensiver bei dieser Kulisse.
Die Sache mit den Meilen
Wir haben übrigens eine charmante Erkenntnis gemacht:
Die Geschwindigkeitstafeln hier zeigen Meilen pro Stunde an – das wussten wir zwar theoretisch, aber praktisch… haben wir den ersten Tag von Dover nach Deal die Dörfer mit 30 km/h statt 30 Meilen durchfahren. Somit waren wir unfreiwillig die Spitze des Staus. Aber man lernt ja dazu! Und wir sind selbstkritisch und können jetzt noch darüber lachen. Was haben die wohl gedacht über die Schweizer Motorradfahrer. Ich mag es mir gar nicht ausdenken. Ich habe ja eine Zürcher Nummer.
Und dann die LKWs!
In England und Schottland fahren unheimlich viele ultrahohe Lastwagen, etwa 1,5 Mal höher als unsere in der Schweiz durch die Gegend. Warum wohl?
Eine mögliche Theorie frei von mir erfunden:
Die britischen LKWs sind für den Transport von leichten, aber voluminösen Gütern gebaut. Zum Beispiel Fast-Food-Verpackungen, Tiefkühl Pommes, Burgerbrötchen oder vielleicht Frühstückswürstchen. Oder Chips (also die zum Essen, nicht für den Computer). Ich denke das könnte eine mögliche Erklärung sein für die Massen dies es hier an diesen Artikeln benötigt.
Morgen geht’s dann tiefer ins Herz Schottlands – wenn der Wind uns nicht wegbläst und das Motorrad noch dort steht! Vielleicht gehört ja der schwarze Typ zur Motorrad-Knack-Gang. Alles weitere demnächst auf diesem Kanal